Gustav-Rau-Medaille für Bothendorf und Dr. Karwath

Zwei Persönlichkeiten der sächsischen Pferdezucht ausgezeichnet

Im Rahmen der Moritzburger Championatstage hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) den ehemaligen Leiter des Hauptgestütes Graditz, Steffen Bothendorf, sowie den Zuchtleiter des Pferdezuchtverbandes Sachsen-Thüringen, Dr. Matthias Karwath, für ihre Verdienste mit der Gustav-Rau-Medaille in Silber ausgezeichnet. Die Ehrung übernahm Joachim Völksen vom Vorstand Zucht der FN.

Mehr als 38 Jahre lang waren die Namen Graditz und Steffen Bothendorf eng miteinander verbunden. Nach einer Ausbildung zum Zootechniker/Mechanisator und Studium der Tierproduktion an der Karl-Marx-Universität-Universität in Leipzig übernahm der Diplomagraringenieur nach zweijähriger Einarbeitungszeit in den Graditzer Gestütsbetrieb ab 1982 die Funktion des Zuchtleiters für die Englische Vollblutzucht aus und wurde in die damalige zentrale Eintragungskommission für das Englische Vollblut der DDR berufen. Graditzer Rennpferde und die Graditzer Rennfarben (weiss-schwarz) hatten innerhalb der Vollblutzucht der DDR einen großen Stellenwert und konnten eine Vielzahl beachtlicher Rennerfolge verbuchen. Nach der Auflösung der staatlichen Vollblutzucht der DDR in 1991 wurde das Vollblutgestüt Graditz in die Treuhandanstalt überführt und Steffen Bothendorf zum Geschäftsführer bestellt. Ein Jahr später wurde er im Zusammenhang mit der Neubildung der Sächsischen Gestütsverwaltung und der Zusammenführung der beiden sächsischen Staatsgestüte in Moritzburg und in Graditz zum Leiter des Hauptgestütes Graditz und gleichzeitig stellvertretenden Leiter der Sächsischen Gestütsverwaltung (SGV) ernannt. Unter seiner Führung gelang es, in Graditz unter Nutzung der positiven Effekte der Veredlungskreuzung aus Blutanteilen des Englischen Vollblutes und des Trakehners eine hochwertige Zuchtstutenherde für die Reitpferdezucht aufzubauen, aus der seither zahlreiche qualitätsvolle Hengste und erfolgreiche Sportpferde hervorgegangen sind. Die am Standort verbliebene Vollblutzucht wurde 1991 mit Bothendorfs Unterstützung in ein privates Pachtgestüt überführt, das nach wie vor das Graditzer Gestütsbild prägt. Im Zuge der Rekonstruktion der Gestütsanlagen begleitete Steffen Bothendorf die Baumaßnahmen am Standort Graditz und entwickelte zugleich das betriebliche Profil des Gestüts weiter, beispielsweise durch Modernisierung der Besamungsstation, die Aufnahme von Gastpferden oder die Ausbildung des berufsständigen Nachwuchses. Unvergessen bleibt die Jubiläumsveranstaltung anlässlich des 325-jährigen Bestehens des Gestütes Graditz im Jahre 2011. Parallel zu seiner Tätigkeit im Gestüt engagierte sich Steffen Bothendorf ehrenamtlich im 1990 gegründeten Pferdezuchtverband Sachsen, förderte die Jungzüchterarbeit und wirkte u.a. im Prüfungsausschuss für die betriebliche und überbetriebliche Berufsausbildung, im Landesprüfungsausschuss für die Pferdewirtschaftsmeister sowie bei der Zuchtrichterausbildung mit. Aus gesundheitlichen Gründen schied er Anfang 2018 aus dem aktiven Dienst aus.

Wie Steffen Bothendorf studierte auch Dr. Matthias Karwath an der Leipziger Universität und wurde 1979 als Assistent von Professor Dr. Dr. Schwark in den Wissenschaftsbereich Rinder- und Pferdezucht übernommen. Seine Dissertation zum Thema: „Untersuchungen zur stationären Eigenleistungsprüfung von Junghengsten des edlen Warmblutpferdes der DDR unter dem Aspekt der weiteren Vervollkommnung des Prüfsystems“ bildete die wissenschaftliche Grundlage für die Umstellung des Prüfsystems in der Hengstprüfungsanstalt Neustadt/Dosse. Im Oktober 1986 begann Dr. Karwath als Nachfolger von Dr. Matthias Görbert in der Zuchtleitung Dresden und wurde zwei Jahre später zum zweiten Zuchtleiters ernannt. Nach 1990 engagierte er sich intensiv bei der Neugründung des Pferdezuchtverbandes Sachsen und übernahm ab 1992 in der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Tätigkeit als Referent für Pferdezucht im Freistaat Sachsen in Personalunion mit der Zuchtleiterfunktion für den Zuchtbezirk Sachsen. Von da an zeichnete er sich für die zuchtleitenden Aufgaben sowie für die Leistungsprüfung und Zuchtwertfeststellung der Pferde verantwortlich. Seit 1991 ist Dr. Karwath darüber hinaus Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Haflingerzüchter Deutschlands, wobei er federführend in der Erarbeitung der Zuchtprogramme der Haflingerpopulation in Deutschland war. Von 1992 bis 2016 war er Mitglied im FN-Rassebeirat Haflinger/Edelbluthafinger und entwickelte das 2013 einstimmig beschlossene Zuchtprojekt der Veredlungskreuzung mit Arabischem Vollblut beim Edelbluthaflinger, außerdem war er deutscher Vertreter im Europaverband Haflinger. Bekannt ist Dr. Karwath bundesweit auch als Richter bei Zuchtschauen und Körungen der verschiedenen Rassen sowie als Kommentator bei den alljährlichen Moritzburger Hengstparaden. FN-Press