10. Liebenberger Pferdeforum mit Präsentation des Deutschen Sportpferdes

Regional handeln – international profitieren

 

„Zukunft und Perspektive in Pferdezucht und Pferdesport: New Generation – Wandel und Wachstum” stand im Zentrum beim Liebenberger Pferdeforum. Vor vollem Haus zeigten alle Experten mit ihren Vorträgen deutlich: Während in Deutschland Sport und Zucht rückläufig sind, wächst die Pferdebranche auf dem internationalen Parkett. Diese zunehmende Globalisierung hat gravierende Folgen.

 

Enormes globales Wachstum erwarten die Newcomer von der erfolgreichen Onlineauktion Grand Prix-Sales Sannah Angenent und Marjolein Ras aus Holland. Die Marketing-Expertinnen prognostizierten nahezu grenzenlos wachsenden internationalen Handel mit „Top-Top-Fohlen und viel Emotie“. Unterstreichen allerdings auch die zunehmenden Herausforderungen bei der anspruchsvollen weltweiten Kundenbetreuung, die sehr unterschiedlichen Kulturen angepasst werden muss, um erfolgreich zu sein. Der Geschäftsführer von EM-Veranstalter Riesenbeck International, Karsten Lütteken, zeigte auf Schloss & Gut Liebenberg, welche schnelle Entwicklung eines Reitsportzentrums nötig ist, um in wenigen Jahren zum Global Player des Sports zu werden. Die erfolgreiche Verbindung des ländlichen Raums, dem örtlichen Reitverein und der Global Champions Tour ist eine Herausforderung, bei der viele Menschen auch vor Ort integriert werden müssen. Seine Erkenntnisse gelten für Zucht und Sport, wie Zangersheides Körkommissar Heinz Meyer bestätigt. Das Spitzensport-orientierte Studbook Zangersheide demonstriert, wie es ohne unnötige Reglementierung der Züchter und Bürokratie zweistelliges Wachstum realisiert und inzwischen rund 10.000 Fohlen im Jahr registriert. Auch DSP-Präsident Carsten Grill zeigte, wie die Kooperation Deutsches Sportpferd die Bedeutung einer Marke auf dem internationalen Markt weiterentwickelt und kleine Organisationen stärken kann.

 

Das Quantität nicht zwingend für Qualität sorgt, daran ließ Dr. Dietrich Plewa bei seinem Vortrag „Dressur: Natürlich spektakulär – geht das?“ keinen Zweifel. Der Dressurexperte kritisierte scharf die zunehmende Globalisierung des Sports auf Kosten der klassischen Ausbildung. Lahme Pferde bei Europameisterschaften, fehlende Losgelassenheit und kein Übertritt der Hinterhand bei Verstärkungen der Grundgangarten dürfen nicht sein und fordern das konsequente Handeln der Richterschaft – sonst ist die klassische Ausbildung verloren.

 

Dass der Reitsport nach wie vor Newcomer für die Dressur gewinnen und beflügeln kann, zeigte der Lebensweg der amtierenden Louisdor-Preis-Siegerin Beata Stremler im charmanten Interview mit Moderator Thorsten Castle. Die Dressurreiterin ist in Warschau geboren, von Hause aus ohne jeden Pferdekontakt. Ein Scheckpony hat Beata Stremlers Leidenschaft für die Dressur entfacht, die sie gepaart mit unbeugsamem Willen und unendlicher Pferdeliebe an die internationale Spitze des Sports brachte. Die junge Sympathieträgerin der Dressur hat mit konsequenter Ausbildung gemäß der klassischen Lehre eine internationale Karriere mit dem Blick auf die Olympischen Spiele absolviert und nicht nur das Publikum in der Frankfurter Festhalle begeistert, sondern auch die Liebenberg-Fans.

 

Das 10. Liebenberger Pferdeforum hat ganz deutlich einen sich abzeichnenden roten Faden aufgezeigt: Der Wandel in der internationalen Gesellschaft galoppiert in rasantem Tempo. Das Wachstum in Zucht und Sport darf allerdings nicht auf Kosten der Qualität gehen. Kritik kam auf Schloss & Gut Liebenberg nicht zu kurz: Dr. Dietrich Plewa attestierte, dass die Dressurreiterei nicht zum Spektakel werden dürfe. Heinz Meyer aus Zangersheide erschrak das Publikum mit seiner zutreffenden Feststellung: Verbandskommissionen kören ataktische Hengste, ein Alarmsignal. Viel Applaus gab es bei den Forderungen von Gästen und Referenten, die Gesundheit der Pferde müsse beim Einsatz in der Zucht in den Fokus rücken. Anja Nehls, Deutschlandradio, kritisierte scharf, dass die Zuchtverbände nach wie vor keine Antworten auf notwendige züchterische Maßnahmen gegen Erbkrankheiten geben können.

 

Das 10. Liebenberger Pferdeforum hat deutlich werden lassen, dass es für alle viel zu tun gibt, um die Attraktivität von Pferdezucht und Pferdesport für die nächste Generation zu bewahren. Allerdings keinesfalls auf Kosten der klassischen Ausbildung und des Wohlergehens unserer Pferde. Der grandiose Rhetoriker Dr. Dietrich Plewa brachte es auf den Punkt: „Natürliche Losgelassenheit ist spektakulär.“

 

Axel Kasterich, Vorstand der DKB-Stiftung, führte das Auditorium durch die spannende Geschichte von Schloss & Gut Liebenberg. Den Gästen wurde bewusst, welche wertvollen Impulse im Laufe der Jahrhunderte auf dem historischen Boden für unsere Gesellschaft entstanden sind und welche weitreichende Wirkung daraus hervorgehen kann. Diese positiven Effekte – neue Ideen, Kultur im ländlichen Raum, Bildung, vernetzen von Menschen – gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln, so wie das Liebenberger Pferdeforum. Ein Geschenk der Jubiläumsausgabe des Liebenberger Pferdeforums für alle, die nicht dabei sein konnten: Ab Ostern werden die Vorträge auf ClipMyHorseTV präsentiert.

 

Über das Liebenberger Pferdeforum: Das 10. Liebenberger Pferdeforum ist eine Vortragsveranstaltung der Deutsche Kreditbank AG (DKB) und ClipMyHorse.TV. Ein jährlich stattfindendes Event, dass sich der Förderung des Wissensaustauschs, der Diskussion, des Netzwerkens und der Weiterentwicklung im Bereich der Pferde widmet. Umrahmt von einem einzigartig schönen Ambiente und großer Gastfreundschaft auf Schloss & Gut Liebenberg steht das Liebenberger Pferdeforum für erstklassige Vorträge und die Vernetzung von Menschen sowie den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand. Seit einem Jahrzehnt dient es auf Schloss & Gut Liebenberg, nördlich von Berlin im Löwenberger Land als Plattform für Experten, Züchter, Reiter und Pferdeliebhaber, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und Ideen auszutauschen.

Presse-Anfragen: Heiner Kanowski, hknoSpamPlease@kanowski.com

Foto: Flamm