FN-Tagungen: Social License als zentrales Thema

Durch gemeinschaftliches Handeln gesellschaftliche Akzeptanz stärken

Pferdesport und Pferdezucht in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen: Kostensteigerungen in allen Bereichen, die Notwendigkeit zur Digitalisierung sowie der Erhalt der gesellschaftlichen Akzeptanz. „Social License“ war daher auch eines der Schwerpunktthemen im Verbandsrat der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) im Rahmen der FN-Tagungen in München.

„Unsere Pferdesportverbände und -vereine schaffen die Basis dafür, dass Reiterinnen und Reiter zusammen mit ihren Pferden sportlich aktiv sein können und gleichzeitig umweltverträglich die Liebe zum Tier leben können.“ Kürzer und prägnanter als der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Ehrengast der FN-Verbandsratssitzung, kann man Bedeutung und Nutzen des Pferdesports für die Gesellschaft kaum zusammenfassen. In seiner Rede betonte Herrmann darüber hinaus, dass es ihm als Bayerischem Sportminister und Vorsitzenden der Sportministerkonferenz ein großes Anliegen sei, den Standort Bayern für den Reitsport und insbesondere den organisierten Pferdesport in Deutschland nachhaltig zu stärken.

Mit seinem Besuch setzte der Spitzenpolitiker ein Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung, die dem Pferdesport und der Pferdezucht in diesen Zeiten guttun. Denn gesellschaftliche und politische Akzeptanz sind keine Selbstverständlichkeit.

Social License: ein Thema, das alle angeht
„Wir haben derzeit eine verunsicherte und gespaltene Pferdeszene. Dadurch haben unsere Kritiker ein leichtes Spiel“, sagte FN-Präsident Hans-Joachim Erbel angesichts gesellschaftlicher Strömungen und Kreise, von denen es einige am liebsten sähen, wenn man „Pferden keinen Sattel mehr auflegen dürfte.“

„Die Social License ist so etwas wie ein ungeschriebener Gesellschaftsvertrag. Sie wird von der Gesellschaft erteilt oder entzogen“, so Erbel. „Insbesondere Vertrauen, Transparenz und Glaubwürdigkeit zahlen auf diese Social License ein. Und wir können sie positiv beeinflussen, wenn wir konsequent unsere Grundsätze leben und es auf diese Weise schaffen, der Gesellschaft glaubhaft zu vermitteln, dass Pferdesport legitim ist und insbesondere mit Blick auf das Wohl des Pferdes betrieben wird.“

Aktuell habe allerdings niemand „die“ Lösung für das Problem. „Es wird jedoch erwartet, dass die FN in ihrer Gesamtheit, also auch alle Landespferdesportverbände und Zuchtverbände, die Führung übernimmt und wir diejenigen sind, die diesen Prozess anführen und begleiten. Wichtig ist vor allem, dass wir aus der derzeitigen defensiven und abwartenden Situation herauskommen und ins Agieren kommen.“

Im Nachgang zu einem Social License-Kongress „Die 24 Stunden von Warendorf“ Ende letzten Jahres wurden sechs Aktionsbereiche identifiziert, in denen mittels verschiedener Maßnahmen und bestimmter Leuchtturmprojekte das Thema kurz- und mittelfristig angegangen werden soll. Diese sind: Sensibilisierung, nachhaltiger Zugang zum Pferdesport, Regeln und Kontrolle, Wissenschaft, Spitzensport sowie Öffentlichkeitsarbeit und Werbung.

„Es geht nicht darum, eine große landesweite Medienkampagne zu fahren, das ist finanziell und personell gar nicht möglich. Social License bedeutet vielmehr für uns alle, unsere Branche für die Notwendigkeit von Veränderungen zu sensibilisieren“, sagte Erbel und forderte die Anwesenden auf, mit dieser Botschaft nach draußen zu gehen. „Wir müssen uns alle zusammen so positionieren, dass wir das Wohl des Pferdes vertreten, die Führungsrolle übernehmen und eine Aufbruchstimmung erzeugen.“

Erbels Appell: „Social License ist ein Thema, das uns alle angeht und wir werden es nur schaffen, die Social License aufrecht zu erhalten, wenn wir alle zusammenstehen.“ fn-press/Hb